Welche Funktion haben » Musikpostkarten « im Ersten Weltkrieg? Doku-mentieren sie das Musikleben an der Front oder sind sie Produkte einer Propaganda, die es auf die Zustimmung der Bevölkerung zum Krieg abgesehen hat? Was hat Musik überhaupt auf Postkarten zu suchen? Was bleibt übrig von der Musik, wenn sie in Form von Liedillustrationen, Textzitaten und Bildmotiven in Erscheinung tritt? Bereits vor dem Ersten Weltkrieg waren Musikkarten sehr beliebt und wurden millionenfach gedruckt. Dieser Erfolg veranlasste Verlage und Produzenten 1914, das einträgliche Genre weiterzuführen, wobei sie das Erscheinungsbild an das Leben in Kriegszeiten anpassten: Musikkarten erhalten » feldgraue « Illustrationen, erzählen von der Front oder werben für Kaiser und Vaterland. Sie konfrontieren auch den heutigen Betrachter mit einer Fülle von Eindrücken, die das Bild vom Ersten Weltkrieg mitbestimmt haben. Sie dokumentieren eindrücklich, wie die Ereignisse des Krieges verarbeitet worden sind oder wie sie verarbeitet werden sollten. Sabine Giesbrecht Musik und Propaganda Der Erste Weltkrieg im Spiegel deutscher Bildpostkarten Führende Mahler-Forscher äußerten seit den späten Zwanziger Jahren die Idee, in Gustav Mahlers Sechster Symphonie und seinen Soldatenliedern sei die Vorahnung der Katastrophe des Ersten Weltkrieges und weiterer po-litischer Tragödien des Jahrhunderts zu erkennen. Die vorliegende Studie untermauert diese Vermutung: Die Klangsphäre des Militärs, vor allem der Militärmarsch, wird in deutlichster Weise negativ dargestellt; seine Idiome klingen extrem deformiert und entstellt. Zudem zeichnet der Schluss der Sechsten Symphonie eine düstere Untergangsvision. Diese ungewöhnliche Ausrichtung der Symphonie wurde jedoch vor dem Ersten Weltkrieg kaum in ihrer Bedeutung wahrgenommen. Erst nach dem Krieg erkannte man in breiteren Kreisen die pessimistische und grau-envolle Untergangsbotschaft der Musik. Dieser Rezeptionswandel wird anhand der Auswertung von mehr als einhundert Aufführungskritiken nachgewiesen. Als Hintergrund liefert das Buch erstmalig eine politische Biographie Mahlers, in der seine Berührungen mit den politischen und gesellschaftlichen Strömungen der Zeit, vor allem mit dem militanten Nationalismus und dem wachsenden Antisemitismus, in den Mittelpunkt gerückt werden.Stefan Hanheide Mahlers Visionen vom Untergang Interpretationen der Sechsten Symphonie und der Soldatenlieder Musik und Erster Weltkrieg: Bücher zum Thema Osnabrück 2014, 294 S., mit zahlreichen farbigen Abbildungen ISBN: 978-3-940255-51-8 (Buch), 978-3-940255-52-5 (eBook)Osnabrück 2004, 410 S., zahlreiche Tabellen, Abbildungen, umfangreiches Literaturverzeichnis, Personenregister ISBN: 978-3-923486-60-1 (Buch), 978-3-923486-61-8 (eBook)Sabine Giesbrecht Musik und Propaganda Der Erste Weltkrieg im Spiegel deutscher Bildpostkarten musik_ und_ propaganda_ umschlag_ 140304.indd 1 04.03.2014 12:46:18 » Stefan Hanheides Buch über Mahlers a-Moll-Sinfonie ist eine fundierte, psychologisch vertiefte Auseinandersetzung mit dem Werk, seinem Schöpfer und der Rezeption von der Uraufführung bis in die Neunzigerjahre, zudem eine für Forschungsmethoden der historischen Musikwissenschaft ungewohnte Wege beschreitende Arbeit. Der an Dokumen-tationsmaterial, umsichtiger Deutung und vielseitiger An-regung reiche Band, der inhaltlich weit über das zentrale Sujet hinausgreift, ist als wichtige Bereicherung des Mahler-Schrifttums zu werten.« (Codex flores)