- 142 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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Einen Sonderfall für das Umgehen mit Sprache stellt die Elementare Musizierpraxis dar. Neben den oben geschilderten Funktionen ist Sprache hier insbesondere künstlerisches Gestaltungsfeld für alle Altersstufen. Texte, Gedichte, Reime oder Nonsenssprache dienen im Kontext Elementarer Musikpädagogik als Grundlage für klangliche Ausformungen. Dabei kann der Schwerpunkt unterschiedlich gesetzt werden: Auf der affektiven Ebene werden in der Sprache enthaltene Stimmungen und Gefühle aufgegriffen und verarbeitet. Auf der rhythmischen Ebene wird Sprechrhythmus zu Musikrhythmus. Letztlich verläuft die Trennung der Ebenen aber nicht scharf, sondern durchlässig: auch der rhythmische Schwerpunkt wird in irgendeiner Form affektiv besetzt sein.

Folgende Darstellung fasst die Funktionen von Sprache im Musikunterricht zusammen. Während auf der ersten Ebene Rhythmus eine eher unterschwellige Rolle spielt, nimmt die Intention rhythmisch-metrischer Ausformung über die mittlere Ebene nach unten hin zu:



Sprache als Kommunikation
(Aufforderungen, Kommentare, Gespräch)
Sprache als Gestaltungsgrundlage
(Geschichten, Texte, Reime, Nonsens)
Rhythmisiertes Sprechen
(Verse, Liedtexte, Rhythmussprache)


7.3.2.  Lateralisation musikalisch-rhythmischer Prozesse

Bereits im 19. Jahrhundert wurde nach Arealen im Gehirn gesucht, die, entsprechend der Dominanz der linken Hirnhälfte für die Sprache, für die Musikverarbeitung zuständig seien. Sprache und Musik weisen als Klanggestalten mit strukturierten Zeitverläufen deutliche Gemeinsamkeiten auf. Diese Tatsache und die Beobachtung, dass auftretende Aphasien meist von Ausfällen auf musikalischen Gebieten begleitet waren, führte zunächst zu der Annahme, dass Musikwahrnehmung ebenfalls in der linken Hirnhälfte verortet sei (vgl. Ustvedt 1937). Studien einer größeren Zahl von Betroffenen sprachen dann für eine rechtshemisphärische Verarbeitung von Musik (vgl. Peretz 1990). Noch spätere, differenziertere Untersuchungen zeigten, dass professionelle Musikerinnen und Musiker Melodien linkshemisphärisch verarbeiten, also eher analytisch vorgehen, während Versuchspersonen ohne professionelle musikalische Ausbildung die Melodien rechtshemisphärisch hören, d. h. diese eher ganzheitliche wahrnehmen. Während in frühen Untersuchungen schlicht von den Ausfallerscheinungen, die nach einer Erkrankung oder Verletzung bestimmter Hirnregionen auftraten, auf die Steuerungsorte rückgeschlossen wurde, stehen mittlerweile differenziertere Untersuchungsmethoden zur Verfügung.


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