Einen Sonderfall für das Umgehen mit Sprache stellt die Elementare Musizierpraxis
dar. Neben den oben geschilderten Funktionen ist Sprache hier insbesondere
künstlerisches Gestaltungsfeld für alle Altersstufen. Texte, Gedichte, Reime oder
Nonsenssprache dienen im Kontext Elementarer Musikpädagogik als Grundlage für
klangliche Ausformungen. Dabei kann der Schwerpunkt unterschiedlich gesetzt werden:
Auf der
affektiven Ebene werden in der Sprache enthaltene Stimmungen und Gefühle
aufgegriffen und verarbeitet. Auf der
rhythmischen Ebene wird Sprechrhythmus zu
Musikrhythmus. Letztlich verläuft die Trennung der Ebenen aber nicht scharf, sondern
durchlässig: auch der rhythmische Schwerpunkt wird in irgendeiner Form affektiv besetzt
sein.
Folgende Darstellung fasst die Funktionen von Sprache im Musikunterricht zusammen.
Während auf der ersten Ebene Rhythmus eine eher unterschwellige Rolle spielt, nimmt
die Intention rhythmisch-metrischer Ausformung über die mittlere Ebene nach unten hin
zu:
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Sprache als Kommunikation |
(Aufforderungen, Kommentare, Gespräch) |
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Sprache als Gestaltungsgrundlage |
(Geschichten, Texte, Reime, Nonsens) |
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Rhythmisiertes Sprechen |
(Verse, Liedtexte, Rhythmussprache) |
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7.3.2. Lateralisation musikalisch-rhythmischer Prozesse
Bereits im 19. Jahrhundert wurde nach Arealen im Gehirn gesucht, die, entsprechend der
Dominanz der linken Hirnhälfte für die Sprache, für die Musikverarbeitung zuständig
seien. Sprache und Musik weisen als Klanggestalten mit strukturierten Zeitverläufen
deutliche Gemeinsamkeiten auf. Diese Tatsache und die Beobachtung, dass auftretende
Aphasien meist von Ausfällen auf musikalischen Gebieten begleitet waren, führte
zunächst zu der Annahme, dass Musikwahrnehmung ebenfalls in der linken Hirnhälfte
verortet sei (vgl. Ustvedt 1937). Studien einer größeren Zahl von Betroffenen sprachen
dann für eine rechtshemisphärische Verarbeitung von Musik (vgl. Peretz 1990). Noch
spätere, differenziertere Untersuchungen zeigten, dass professionelle Musikerinnen und
Musiker Melodien linkshemisphärisch verarbeiten, also eher analytisch vorgehen,
während Versuchspersonen ohne professionelle musikalische Ausbildung die Melodien
rechtshemisphärisch hören, d. h. diese eher ganzheitliche wahrnehmen. Während in
frühen Untersuchungen schlicht von den Ausfallerscheinungen, die nach einer
Erkrankung oder Verletzung bestimmter Hirnregionen auftraten, auf die Steuerungsorte
rückgeschlossen wurde, stehen mittlerweile differenziertere Untersuchungsmethoden zur
Verfügung.