Hemisphäre für bestimmte Funktionen eine größere Bedeutung hat als die jeweils
andere, muss grundsätzlich festgehalten werden, dass es deutliche Hinweise auf
die Mitarbeit beider Hirnhälften in der musikalischen Rhythmusverarbeitung
gibt.
➢ | Sowohl die linke als auch die rechte Hirnhälfte trägt zur musikbezogenen
Rhythmusverarbeitung bei. | |
7.3.3. Lokalisation rhythmischer Prozesse
Die widersprüchlichen Ergebnisse zur Verortung rhythmisch-metrischer Verarbeitung
setzen sich fort, wenn das Augenmerk auf eine differenziertere Lagebeschreibung der
tätigen Hirnareale gerichtet wird. Untersuchungen mit Hilfe moderner bildgebender
Verfahren zeigen vor allem, dass musikalisch-zeitliche Prozesse neuronale Aktivität in
den sprachverarbeitenden Arealen auslöst. Um die Untersuchungsergebnisse besser
einordnen zu können, sollen hier zunächst einige Funktionen und Lokalisationen
sprachverarbeitender Prozesse kurz dargestellt werden, auf die in Bezug auf die
Rhythmusverarbeitung dann zurückgekommen wird.
Sprachverarbeitungsfunktionen und ihre Lokalisation
Primäre Hörrinde
(Heschl-Querwindungen) |
Mit dem Ohr aufgenommene Reize
werden über die Hörbahn (vgl. Trepel 1999, S. 218f.)
dem primären Hörzentrum zugeleitet, einem Teil des
Schläfenlappens (Temporallappen), der erst sichtbar
gemacht werden kann, wenn die ihn überdeckenden Teile
des Scheitel- und Stirnlappens entfernt werden. Die
primäre Hörrinde wird auch als Heschl-Querwindungen
bezeichnet, ihre Windungen (Gyri) verlaufen quer zu
den übrigen Windungen der Temporallappen-Struktur
(teilweise wird allerdings auch nur die vorderste der
Querwindungen als Heschl-Gyrus benannt). Die aus
dem Ohr kommenden Impulse werden hier als Laute
oder Klänge bewusst, aber noch nicht zu Wörtern,
Sätzen oder Melodien verknüpft. |
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Sekundäre Hörrinde
(Sensorisches
Sprachzentrum,
Wernicke-Areal) |
Direkt angrenzend an die primäre Hörrinde liegt die
so genannte sekundäre Hörrinde, auch als sensorisches
Sprachzentrum bezeichnet. Hier werden aus Lauten und
Geräuschen Bedeutungszusammenhänge.
In der sprachdominanten Hemisphäre (allermeist links)
werden auditorische Impulse in
Bezug auf Sachinhalte und Bedeutungen entschlüsselt,
in der nicht-sprachdominanten Hirnhälfte wird die
musikalisch-prosodische Information verarbeitet (vgl.
Trepel 1999, S. 220). |
Motorisches
Sprachzentrum
(Broca-Areal) |
Das
sensorische Sprachzentrum steht in enger Verbindung
mit dem motorischen Sprachzentrum, da Sprachbildung
und Sprachverständnis untrennbar verbunden sind. |
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