- 15 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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3.2.  Rhythmus und Metrum in der Musikgeschichte: Erscheinungsweisen und ihre Terminologie

Der Versuch der etymologischen Herleitung des Begriffs Rhythmus zeigt deutlich, welch unterschiedliche Auslegungen existieren. Zeitgebundene Phänomene weisen vielfältige Fassetten auf. Dies gilt auch und besonders für die Erscheinungsweise und Benennung von Rhythmus und Metrum im Laufe der Musikgeschichte.

3.2.1.  Die Antike

Der älteste Beleg des griechischen Wortes Rhythmus ist ein Fragment des Archilochos aus dem 7. Jahrhundert v. Chr.; die Gelehrten wenden den Begriff vielfältig an, jedoch immer in Zusammenhang mit dem Regelmäßigen:

  1. das ›Auf und Ab‹ von Glück und Unglück (Archilochos, 7. Jh. v. Chr.), ebenso in der Zeichnung eines Ornaments (Aischylos, 524 bis 456/5 v. Chr.) oder im Gang eines Menschen (Aristophanes, 5. Jh. v. Chr.) […]
  2. eine ›Ordnung‹ oder einen ›Zustand‹, bei Demokrit (ca. 469 bis ca. 370 v. Chr.) die ›Ordnung der staatlichen Verfassung‹, bei Aischylos einen ›Zustand, dem man nicht entrinnen kann‹ […]
  3. ›Sitte und Brauch‹ (Euripides, ca. 485 bis ca. 406) […]
  4. den ›Charakter‹, die ›innere Ordnung eines Menschen‹ (Theognis, um 500 v. Chr.) […]
  5. die ›Art und Weise‹ […]
  6. die ›Form‹ (Leukippos und Demokrit, 5. Jh. v. Chr., überliefert durch Aristoteles, sowie Xenophon, ca. 426 bis nach 355 […]

    (Seidel 1993, S. 6).

Rhythmus kann sowohl die statische Form meinen (Ornamente) als auch die Form dynamischer Erscheinungen (Gang).
Rhythmus meint den Zustand bzw. die Ordnung in intra- oder interpersonellem Zusammenhang.
Der Rhythmus-Begriff hat sowohl deskriptiven als auch normativen Charakter.

Hier zeigt sich eine breite Palette von Konnotationen. Bis heute wird der Begriff Rhythmus nicht nur in Bezug auf Bewegungen in der Zeit verwendet, sondern taucht auch im Bereich Architektur oder bildender Kunst auf. Und bis heute wird die Zuschreibung ›rhythmisch‹ auch als Qualtitätsmerkmal verstanden, während die Bezeichnung ›unrhythmisch‹ nicht nur im musikalischen Zusammenhang eher negativ besetzt ist. Die allerfrühesten Äußerungen haben also noch immer Bezug zur Aktualität.

Weitere Bezüge im musikgeschichtlichen Kontext

Im 5. Jahrhundert vor Christus geht das Wort Rhythmus in die musikalische Terminologie ein und bildet ab dann zusammen mit der Harmonie das Grundbegriffspaar der Musiktheorie. Dabei ist der Rhythmus nicht isoliert zu denken, er ist in


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