3.2. Rhythmus und Metrum in der Musikgeschichte: Erscheinungsweisen und ihre
Terminologie
Der Versuch der etymologischen Herleitung des Begriffs Rhythmus zeigt deutlich, welch
unterschiedliche Auslegungen existieren. Zeitgebundene Phänomene weisen vielfältige
Fassetten auf. Dies gilt auch und besonders für die Erscheinungsweise und Benennung
von Rhythmus und Metrum im Laufe der Musikgeschichte.
3.2.1. Die Antike
Der älteste Beleg des griechischen Wortes Rhythmus ist ein Fragment des Archilochos
aus dem 7. Jahrhundert v. Chr.; die Gelehrten wenden den Begriff vielfältig an, jedoch
immer in Zusammenhang mit dem Regelmäßigen:
- das ›Auf und Ab‹ von Glück und Unglück (Archilochos, 7. Jh. v. Chr.),
ebenso in der Zeichnung eines Ornaments (Aischylos, 524 bis 456/5
v. Chr.) oder im Gang eines Menschen (Aristophanes, 5. Jh. v. Chr.)
[…]
- eine ›Ordnung‹ oder einen ›Zustand‹, bei Demokrit (ca. 469 bis ca. 370
v. Chr.) die ›Ordnung der staatlichen Verfassung‹, bei Aischylos einen
›Zustand, dem man nicht entrinnen kann‹ […]
- ›Sitte und Brauch‹ (Euripides, ca. 485 bis ca. 406) […]
- den ›Charakter‹, die ›innere Ordnung eines Menschen‹ (Theognis, um
500 v. Chr.) […]
- die ›Art und Weise‹ […]
- die ›Form‹ (Leukippos und Demokrit, 5. Jh. v. Chr., überliefert durch
Aristoteles, sowie Xenophon, ca. 426 bis nach 355 […]
➢ | Rhythmus kann sowohl die statische Form meinen (Ornamente) als auch die Form
dynamischer Erscheinungen (Gang). | |
➢ | Rhythmus meint den Zustand bzw. die Ordnung in intra- oder interpersonellem
Zusammenhang. | |
➢ | Der Rhythmus-Begriff hat sowohl deskriptiven als auch normativen Charakter. | |
Hier zeigt sich eine breite Palette von Konnotationen. Bis heute wird der Begriff
Rhythmus nicht nur in Bezug auf Bewegungen in der Zeit verwendet, sondern taucht
auch im Bereich Architektur oder bildender Kunst auf. Und bis heute wird die
Zuschreibung ›rhythmisch‹ auch als Qualtitätsmerkmal verstanden, während die
Bezeichnung ›unrhythmisch‹ nicht nur im musikalischen Zusammenhang eher negativ
besetzt ist. Die allerfrühesten Äußerungen haben also noch immer Bezug zur
Aktualität.
Weitere Bezüge im musikgeschichtlichen Kontext
Im 5. Jahrhundert vor Christus geht das Wort Rhythmus in die musikalische
Terminologie ein und bildet ab dann zusammen mit der Harmonie das Grundbegriffspaar
der Musiktheorie. Dabei ist der Rhythmus nicht isoliert zu denken, er ist in