- 131 -Schmidt, Patrick L.: Interne Repräsentation musikalischer Strukturen 
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15.  Hypothesen 1, 2 und 3: Motorische Prozesse im Stimmapparat bei Entspannung, Wahrnehmung und Klangvorstellung von Musik

Die statistische Analyse ergab, dass der Muskeltonus im Kehlkopf bei allen Untersuchungsteilnehmern beim Hören und Vorstellen von Musik signifikant gegenüber dem bei Entspannung erhöht war. Die bei den verschiedenen Untersuchungsbedingungen (Hören, Vorstellen des Gehörten, Vorstellen eines »Ohrwurms« und Klangvorstellung nach Noten) gemessenen EMG-Werte zeigten dagegen untereinander keine bedeutsamen Unterschiede. In einem Nebenversuch wurde festgestellt, dass sich musikalische Laien in dieser Hinsicht nicht von Musikern unterschieden.

Bei den musikalischen Klangvorstellungsaufgaben wurden durchschnittlich um ca. 2,5–3 μV höhere EMG-Werte als im entspannten Zustand erreicht. Der Unterschied erscheint auf den ersten Blick klein. Man muss jedoch dabei berücksichtigen, dass in dieser Untersuchung die myographische Aktivität der Kehlkopfmuskeln über Oberflächenelektroden abgeleitet wurde. Bei invasiven Methoden, bei denen Nadelelektroden direkt in den Muskel eingestochen werden, ist die Ableitung wesentlich sensibler und führt generell zu höheren Messwerten (siehe Kapitel 2 auf Seite 16 ff.). Zudem wurden die Rohdaten bezüglich der im Experiment beobachteten Störfaktoren, wie z. B. Husten oder Schlucken konsequent bereinigt. Auch einzelne stark erhöhte EMG-Werte fielen im Zweifelsfall der Bereinigung zum Opfer. Ferner waren die Probanden in Sachen Entspannungstechniken mehr oder weniger ungeschult.1

1Edmund Jacobson (1929; 1931; 1932; Jacobson & Kraft 1942) z. B. vermittelte seinen Versuchspersonen in mehreren Übungsstunden zunächst die Technik der progressiven Relaxation, bevor er seine Versuche durchführte. Er erzielte auf diese Weise im Vergleich zu dieser Arbeit deutlich geringere Ruhe-EMG-Werte.

Darüber hinaus diente die Vortäuschung einer elektroenzephalographischen Untersuchung dazu, die Aufmerksamkeit der Probanden von ihrem Kehlkopf abzulenken. Der Nachweis eines signifikant erhöhten Muskeltonus ist somit umso höher zu bewerten. Offensichtlich gehen Klangvorstellungen im Gegensatz zur Entspannungsaufgabe, die eher visuelle und kinästhetische Vorstellungsinhalte enthielt, mit Kehlkopfbewegungen einher. Möglicherweise fiel die Muskelaktivität allerdings zu gering aus, um bewusst wahrgenommen zu werden. Dafür sprechen die in der Einleitung auf Seite 3 zitierten Studien, in denen Musiker abstritten, bei Klangvorstellungen »innerlich zu singen«.

Die Tatsache, dass auch beim Hören von Musik ein Anstieg elektromyographischer Aktivität verzeichnet wurde, spricht dafür, dass der Hörvorgang kein »passives Erleiden« von Schallwellen, sondern vielmehr einen aktiven Prozess darstellt. Unterschiede zwischen dem Hören und Vorstellen von Musik lassen sich ohnehin nur auf einer theoretischen Ebene finden. Aktives Zuhören beinhaltet immer auch Antizipationen und Erwartungen z. B. musikalischer oder sprachlicher Art. Hören umfasst somit auch die Vorstellung von Klang. Vorstellbar wäre, dass bei der


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