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der die Muskelaktivität von Unterlippe und Zunge mit Hilfe von Nadelelektroden ableitete, bewegten sich die, von ihm als jeweils repräsentativ erachteten Muskelspannungen bei sprachlichen Vorstellungen im Bereich zwischen 1–50 µV.6
6 Ein aufgrund dieser Angaben vom Verfasser errechneter Mittelwert der von fünf Untersuchungsteilnehmern angegebenen EMG-Werte bei allen sprachlichen Vorstellungsaufgaben belief sich auf 7,8 µV.

Bei einzelnen Versuchspersonen wurden kurzfristig auch Maximalwerte zwischen 100 und 230 µV gemessen. Zunge und Lippe waren bei der Entspannungsbedingung nicht aktiv. Die Probanden waren vor der Versuchsdurchführung trainiert worden, ihre Muskeln willkürlich zu entspannen (Progressive Muskelrelaxation).

K. Faaborg-Andersen und Åke W. Edfeldt (1958) verwendeten ebenfalls Nadelelektroden, die in mehrere Muskeln des Kehlkopfes (M.thyroarytenoideus und posteriorer M.cricoarytenoideus, siehe Abbildung 1.2) auf Seite 12 sowie des Zungenbeins (M.mylohyoideus, siehe Abbildung 1.3 auf Seite 13) von zehn Versuchspersonen eingestochen wurden. Stummes Lesen ging hier mit einem Anstieg der elektrischen Aktivität in den Mm.thyroarytenoideus und mylohyoideus sowie einer Spannungsabnahme im posterioren Cricoarytenoid-Muskel (siehe Abbildung 1.2) einher. Die abgeleiteten Potentiale fielen zwischen ca. 200 und 500 µV höher aus als die EMG-Werte bei Entspannung.7

7 Die Werte des Ruhe-EMGs strebten gegen Null.

K. Faaborg-Andersen fand auch Hinweise darauf, dass die Amplitude der Aktionspotentiale in den Kehlkopfmuskeln beim Aussprechen von Vokalen positiv mit der Tonhöhe korreliert (1957, S. 65).

A. N. Sokolov (1972) untersuchte Mikrobewegungen der Zunge mit Oberflächenelektroden (Hufeisen- bzw. Saugnapfelektroden). Er konstatierte, dass die elektrische Aktivität in der Zungenmuskulatur bei Entspannung gewöhnlich 5 µV nicht überstieg. In vielen Fällen wurde jedoch schon beim Hören der Aufgabenstellung 10–15 µV gemessen. Sprachliche Vorstellungen wurden nicht selten von »Salven« von Impulsen begleitet, die 50 µV und mehr an Intensität erreichten. Auch die von Alexander K. Bartoshuk (1956) mit Oberflächenelektroden u. a. vom Kinn abgeleiteten EMG-Werte bewegten sich in diesem Bereich.

2.4.  Synopse

Auch wenn ein spezifischer empirischer Beleg noch aussteht, lassen die hier referierten physiologischen Studien die Existenz motorischer Prozesse in der an der Stimmgebung unmittelbar beteiligten Kehlkopfmuskulatur bei musikalischen Klangvorstellungen als relativ gesichert erscheinen. Die sprachbezogenen Erkenntnisse und die in der Einleitung angeführten introspektiven Aussagen zum »inneren Singen« unterstützen diese Annahme.

Zudem wurden Existenz und Spezifität motorischer Prozesse bei diversen anderen Vorstellungsmodi bereits mehrfach empirisch bestätigt. So zeigten sich z. B. Augenbewegungen bei visuellen Vorstellungen (Laeng & Teodorescu 2002; O’Craven & Kanwisher 2000; Waters et al. 1998; s. a. Prinz & Sanders 1984; McGuigan & Schoonover 1973), Nasenbewegungen bei olfaktorischen Vorstellungen (Bensafi et al. 2003; 2005) und die Aktivierung spezifischer Muskeln bei Bewegungsvorstellungen (Überblick z. B. in Jeannerod 1994; McGuigan & Schoonover 1973). Hier


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