(leises Summen eines Volksliedes) oder
akustischer Interferenz. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass die artikulatorische
Interferenz die Wiedererkennung der Originalthemen mehr behinderte, als die anderen
Bedingungen.
Andrea Halpern (2001) untersuchte die Auswirkung transkranieller Magnetstimulation (TMS) auf die musikalische
Klangvorstellung.2
Bei TMS handelt es sich um eine noninvasive Methode der Beeinflussung von Hirnarealen durch
magnetische Pulse. Diese werden von einer Spule ausgesendet, die auf der Schädeldecke über dem
jeweils interessierenden Hirnareal aufgesetzt wird. Die inhibitorische Funktion niederfrequenter
TMS wird in der Hirnforschung verwendet, um bei gesunden Menschen bestimmte Hirnareale
vorübergehend »auszuschalten« und möglicherweise damit einhergehende Effekte im Verhalten
der Probanden zu beobachten. So wurde die TMS bereits angewandt, um das visuelle
Vorstellungsvermögen zu untersuchen. Stephen Michael Kosslyn et al. (1999) zeigten,
dass eine zehnminütige Anwendung einer TMS mit 1 Hz über dem visuellen Kortex die
Leistung in den darauf folgenden visuellen Wahrnehmungs- und Vorstellungsaufgaben
beeinträchtigte. Lauren Stewart et al. (2001) fanden bei Platzierung der Spule über dem linken
Frontallappen bei sechs von neun Probanden eine Störung der Sprechfähigkeit. Die Fähigkeit zu
Singen wurde hier jedoch auch bei der Inhibition anderer Hirnareale durch die TMS nicht
beeinträchtigt.
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Halpern ließ ihre Probanden beurteilen, ob der zweite Ton einer vorgestellten vertrauten
Melodie im Vergleich zum Anfangston höher oder tiefer ist. Es wurden Melodien mit und
ohne Liedtext verwendet. Die Magnetspule wurde u. a. über dem supplementär motorischen
Areal platziert, welches wie bereits oben erwähnt, sowohl beim Singen und Sprechen, als
auch bei musikalischer Klangvorstellung aktiviert ist. Die Inhibition zeigte keinen Effekt.
Das Ausbleiben eines Effektes lässt hier mehrere Schlüsse zu: (1) Das SMA wurde durch die
Konfiguration der Spule und deren Platzierung nicht ausreichend gehemmt. Die
Kehlkopfbewegungen würden in diesem Fall nicht wirksam unterdrückt. (2) Das SMA ist im
Rehearsalprozess nicht unbedingt erforderlich. Dies erscheint nach den oben angeführten
Studien unwahrscheinlich, da dieses Hirnareal sowohl beim Singen als auch beim Vorstellen
von Melodien gleichermaßen aktiv ist. (3) Möglicherweise spielt das SMA bei der
Vorstellung von Melodien eine größere Rolle. Das hieße, der Vergleich von zwei benachbarten
Noten ist zu einfach und erfordert kein inneres Singen. Dagegen spricht die in der
Fußnote auf dieser Seite angeführte Studie von Lauren Stewart et al. (2001), in der
die TMS keine Wirkung auf das Singen von Melodien mit und ohne Text zeigte.
4.3. Allgemeine Kritik artikulatorisch-phonatorischer Interferenzparadigmen
In vielen der hier vorgestellten Studien zur musikalischen Klangvorstellung zeigte sich ein
negativer Effekt, wenn zeitgleich zur Ausführung einer Vorstellungsaufgabe etwas
Irrelevantes artikuliert oder phoniert werden sollte bzw. die Kehlkopfbewegungen auf andere
Art (z. B. durch Trinken) beeinträchtigt wurden.
Auch bei sprachbezogenen Studien wurde bereits häufig eine deutliche Auswirkung
artikulatorischer Interferenzen festgestellt. So sank z. B. bei Gedächtnisaufgaben die
Gesamtleistung und es trat – im Gegensatz zu Bedingungen ohne Interferenz – kein
phonologischer Ähnlichkeits- oder Wortlängeneffekt auf. Das heißt,
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