6.4. Hypothese 4: Es gibt Zusammenhänge zwischen der Vertrautheit/Komplexität der
Vorstellungsinhalte und der Stärke der Kehlkopfaktivität
Basierend auf den Erkenntnissen des Theorieteils werden die Hypothesen aufgestellt, dass
die Kehlkopfaktivität bei der Klangvorstellung wenig vertrauter Musikbeispiele höher als bei
vertrauten (EMG (Unvertraut) > EMG (Vertraut)), bei komplexen Musikbeispielen höher als bei
weniger komplexen (EMG (Komplex) > EMG (Einfach)) und bei wenig vertrauten komplexen
Musikbeispielen höher als bei vertrauten Musikbeispielen mit geringem Komplexitätsgrad
ausfällt (EMG (Unvertraut/Komplex) > EMG (Vertraut/Einfach)). Diese Hypothesen sollen sowohl
für das Hören und Vorstellen von zuvor gehörter Musik als auch für die musikalische
Klangvorstellung nach Noten überprüft werden.
6.5. Hypothese 5: Die Kehlkopfaktivität nimmt im Zeitverlauf der Klangvorstellung
ab
Es ist anzunehmen, dass die motorischen Prozesse im Kehlkopf aufgrund zunehmender
Automatisierung/Habituierung im Zeitverlauf von Vorstellungsakten schwächer werden. Die
Kehlkopfreaktionen müssten demnach vor allen Dingen bei wiederholten Messungen mit
gleichem musikalischem Vorstellungsinhalt immer geringer werden. Auch innerhalb der
Messungen sehr vertrauter Vorstellungsinhalte (z. B. »Ohrwürmer«) sind im Zeitverlauf
abnehmende Messwerte zu erwarten (EMG (t1) > EMG (t2)). Lediglich bei der
Vorstellung wenig vertrauter komplexer Musikbeispiele könnte es aufgrund des höheren
Schwierigkeitsgrades zu gleich bleibenden oder sogar ansteigenden EMG-Werten im
Kehlkopf kommen (siehe Hypothese 4).
6.6. Hypothese 6: Je geringer die musikalische Erfahrung desto größer die
Kehlkopfaktivität
Es wird angenommen, dass sich der Kehlkopf bei musikalischer Klangvorstellung aufgrund
eines, durch viel praktische musikalische Erfahrung erworbenen, höheren Grades an
Feinmotorik
- bei Sängern/Bläsern weniger als bei anderen Instrumentalisten
(EMG (Sänger/Bläser) < EMG (andere Instrumentalisten))
- bei Versuchspersonen, die häufig singen, weniger als bei geringer Singhäufigkeit
(EMG (häufiges Singen) < EMG (seltenes Singen))
- bei Versuchspersonen mit hohem musikalischem Lernalter weniger als bei Probanden
mit geringem musikalischen Lernalter (EMG (hohes mus. Lernalter) < EMG (geringes
mus. Lernalter))
bewegt.
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