- 56 -Schmidt, Patrick L.: Interne Repräsentation musikalischer Strukturen 
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6.4.  Hypothese 4: Es gibt Zusammenhänge zwischen der Vertrautheit/Komplexität der Vorstellungsinhalte und der Stärke der Kehlkopfaktivität

Basierend auf den Erkenntnissen des Theorieteils werden die Hypothesen aufgestellt, dass die Kehlkopfaktivität bei der Klangvorstellung wenig vertrauter Musikbeispiele höher als bei vertrauten (EMG (Unvertraut) > EMG (Vertraut)), bei komplexen Musikbeispielen höher als bei weniger komplexen (EMG (Komplex) > EMG (Einfach)) und bei wenig vertrauten komplexen Musikbeispielen höher als bei vertrauten Musikbeispielen mit geringem Komplexitätsgrad ausfällt (EMG (Unvertraut/Komplex) > EMG (Vertraut/Einfach)). Diese Hypothesen sollen sowohl für das Hören und Vorstellen von zuvor gehörter Musik als auch für die musikalische Klangvorstellung nach Noten überprüft werden.

6.5.  Hypothese 5: Die Kehlkopfaktivität nimmt im Zeitverlauf der Klangvorstellung ab

Es ist anzunehmen, dass die motorischen Prozesse im Kehlkopf aufgrund zunehmender Automatisierung/Habituierung im Zeitverlauf von Vorstellungsakten schwächer werden. Die Kehlkopfreaktionen müssten demnach vor allen Dingen bei wiederholten Messungen mit gleichem musikalischem Vorstellungsinhalt immer geringer werden. Auch innerhalb der Messungen sehr vertrauter Vorstellungsinhalte (z. B. »Ohrwürmer«) sind im Zeitverlauf abnehmende Messwerte zu erwarten (EMG (t1) > EMG (t2)). Lediglich bei der Vorstellung wenig vertrauter komplexer Musikbeispiele könnte es aufgrund des höheren Schwierigkeitsgrades zu gleich bleibenden oder sogar ansteigenden EMG-Werten im Kehlkopf kommen (siehe Hypothese 4).

6.6.  Hypothese 6: Je geringer die musikalische Erfahrung desto größer die Kehlkopfaktivität

Es wird angenommen, dass sich der Kehlkopf bei musikalischer Klangvorstellung aufgrund eines, durch viel praktische musikalische Erfahrung erworbenen, höheren Grades an Feinmotorik

  • bei Sängern/Bläsern weniger als bei anderen Instrumentalisten
    (EMG (Sänger/Bläser) < EMG (andere Instrumentalisten))
  • bei Versuchspersonen, die häufig singen, weniger als bei geringer Singhäufigkeit (EMG (häufiges Singen) < EMG (seltenes Singen))
  • bei Versuchspersonen mit hohem musikalischem Lernalter weniger als bei Probanden mit geringem musikalischen Lernalter (EMG (hohes mus. Lernalter) < EMG (geringes mus. Lernalter))

bewegt.


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