5. Dynamische GrafikNachdem im Abschnitt zuvor ausführlich auf die statische Grafik eingegangen wurde, setzt der Autor den Fokus nun auf den sich daraus entwickelnden Zweig der bewegten Grafik: ›Als die Bilder laufen lernten‹. Zunächst ist festzuhalten, dass es sich sowohl bei der Animation, als auch beim Film, Fernsehen oder Video um technisch-künstlerische Medien handelt, die sich vor allem durch eine Symbiose zwischen künstlerischer Aufgabenstellung und technischen Neuerungen entwickelt haben. Eine vergleichbare Symbiose lässt sich sicherlich auch in Bezug auf andere Medien (Schrift, Noten, Audio etc.) feststellen, aber dennoch bleibt festzuhalten, dass sie hier im Bereich Animation, Film, Fernsehen, Video etc. am deutlichsten ausgeprägt ist. Aus diesem Grunde wird der Schwerpunkt in diesem Bereich auch auf diese Symbiose gelegt. Neben den technischen Entwicklungen werden genauso auch künstlerische Aspekte beleuchtet, Epochen und Genres mit ihren wichtigen Filmen vorgestellt etc., denn »›Film‹ – und das ist mehr als nur Technik – wurde nicht erfunden, sondern ist einfach geworden.«1
Film und Animation sind auf das Engste miteinander verbunden, obwohl sie in der Vergangenheit eher voneinander abgegrenzt wurden, als dass Gemeinsamkeiten darzustellen versucht wurden. Unter Animation versteht man nichts anderes, als eine Abfolge von Einzelbildern, die zusammen gesehen einen kontinuierlichen Bewegungsablauf suggerieren. Folglich kann man also jeden Film als Animation auffassen. Das Wort Animation stammt von dem lateinischen Wort ›anima‹ ab, das soviel wie Lufthauch, Atem bedeutet und oft auch Seele meint. Schon früh wurde in der Kunst versucht, diese durch simulierte Bewegungen zu beleben. So existieren Hölenzeichnungen, in denen z. B. ein Wildeber mit acht Beinen dargestellt ist. Die acht Beine sollen die Bewegung, das Laufen des Tieres darstellen. Weitere Beispiele sind z. B. die Darstellung des Bewegungsablaufs von Ringern in Ägypten. Auch die Japaner schufen schon seit langer Zeit fortlaufende Darstellungen in Form von Rollenbildern, auf denen – ähnlich wie im Comic-Strip – Bewegungsabläufe gezeichnet wurden: das Nacheinander ist durch das Nebeneinander ausgedrückt. Hierfür lassen sich auch in der europäischen Kunstgeschichte viele Beispiele finden, wie z. B. Leonardo da Vinci, der menschliche Gestalten derart abbildet, dass die Gliedmaßen in verschiedenen Stellungen dargestellt sind. Bisher wurde Bewegung immer statisch festgehalten. Erst die Entdeckung des ›Netzhauteffektes‹ durch den Belgier Joseph Antoine Ferdinand Plateau, der seine ersten Versuche und Überlegungen 1829 veröffentlichte, ermöglichte das wirkliche ›Laufen‹ der Bilder. Plateau stellte fest, dass die Netzhaut ›träge‹ ist. Er erklärte dies damit, dass der Eindruck eines Bildes noch nach dessen Verschwinden für den Bruchteil einer Sekunde festgehalten wird. 1836 veröffentlichte er seine Überlegungen zum ›stroboskopischen Effekt‹. Er zerlegte eine Bewegung, die in einer |