der Sprache, die
einerseits in der Wahrnehmung von Säuglingen oder Kleinkindern eine bedeutsame
Rolle spielen und andererseits in der Kommunikation von Erwachsenen mit
Kindern auch (über-)deutlich gestaltet werden. Die musikalischen Elemente, die
sich in der Sprache oder den ersten Lautbildungen finden, dienen sowohl der
Kontaktaufnahme als auch der Übermittlung emotionaler und sachlicher Inhalte.
Gleichzeitig ermöglichen die so genannten prosodischen Merkmale, in das Sprachsystem
mit seinen semantischen, syntaktischen und lexikalischen Ebenen einzusteigen, Sprache
verstehen und anwenden zu können. Rhythmus als wesentlicher Bestandteil von Musik
ist durch die Sprache des Menschen fest in dessen Existenz verwurzelt. Die
folgenden Ausführungen sollen sich damit befassen, wie der Rhythmus von
Sprache als Brücke zu Musikrhythmen nutzbar gemacht werden kann. Dabei
kann Sprache nicht losgelöst von Bewegung betrachtet werden. Lautäußerungen
resultieren aus Bewegungen der Artikulatoren und werden immer von Gesten
begleitet.
8.3.1. Wahrnehmung von Rhythmus in Sprache, Bewegung und MusikSprache wird schon lange vor der eigentlichen Geburt vom werdenden Menschen wahrgenommen. Noch vor dem Hörsinn wird der (ebenfalls im Ohr angesiedelte) Gleichgewichtssinn aktiv (vgl. Abschnitt 5.1.2). Rhythmen in Körperfunktionen (Herzschlag, Atem usw.) und eben auch Sprache werden also zunächst nicht ›erhört‹, sondern über den Gleichgewichtssinn ›erspürt‹. Wie geschildert geht Alfred Tomatis sogar davon aus, dass das Ohr lange bevor die funktionelle Reifung überhaupt abgeschlossen ist, Reize schon speichert und somit eine tiefschichtige Erfahrungsgrundlage schafft. Diese allerfrühesten Eindrücke macht das Ungeborene zunächst passiv, erst später kommen rhythmische Erfahrungen aus Eigenaktivitäten hinzu.
Orientierung in der BewegungNeben geräuschhaften oder sprachlichen Impulsen gehört zu den ganz frühen, passiv erworbenen ganzkörperlichen Eindrücken auch das Gefühl des Bewegt-Werdens. Jede Bewegung der Mutter, sei sie gleichmäßig oder unregelmäßig, wird vom Ungeborenen miterlebt. Nach der Geburt findet der Säugling diese »kinästhetische Urmatrix« (vgl. Ribke 1995, S. 86f.) wieder, wenn er getragen und gewiegt wird. In der Regel lieben Kinder es zu schaukeln, auf dem Arm der Bezugspersonen zu Musik bewegt zu werden, zu wippen, zu schwingen oder in andere gleichförmig wiederholte Bewegungen gebracht zu werden. In der Arbeit mit Kindergruppen kann das frühe Gefühl von Getragen-Werden neu inszeniert werden, indem sich ein Kind in ein entsprechend großes Tuch legt, das dann von den anderen Kindern vorsichtig angehoben und in Bewegung gebracht wird. Innerhalb eines Kurses im Januar 1996 an der Hamburger Jugendmusikschule berichtete die Schweizer Musikpädagogin Gerda Bächli von ihrer Arbeit mit schwerstbehinderten Erwachsenen: um diesen in ihren eigenen Aktionsmöglichkeiten äußerst eingeschränkten Menschen die Erfahrung rhythmischer Bewegung zu vermitteln, hatte Bächli in einer Turnhalle mit Hilfe der Schaukelringe und einer Hängematte eine Art Schaukel konstruiert. Fotos |