belegten den Genuss der in großräumige, schwingende Bewegung
versetzten Menschen auf eindrucksvolle Weise. Das Ermöglichen entsprechender
Erfahrungen ist ein wichtiger und grundlegender Schritt rhythmisch-metrischer
Stabilisierung.
Orientierung in sprachlichen ÄußerungenSchon im Mutterleib speichert das Ungeborene neben anderen Merkmalen auch den mütterlichen Sprachrhythmus und erkennt ihn nach der Geburt wieder (vgl. Abschnitt 5.1.2). Auf der anderen Seite sprechen die Bezugspersonen mit Säuglingen und Kleinkindern deutlich phrasiert und akzentuiert, mit anderen Worten rhythmisch prägnant. Die biologisch angelegte Dualität von besonderer Aufmerksamkeit einerseits und großer Deutlichkeit auf der Gegenseite ermöglicht die früheste non-verbale Kommunikation genauso wie den Prozess des Spracherwerbs.
Genau so selbstverständlich wie die Perzeption von Sprachrhythmen ist deren Erzeugung. Von Lebensbeginn an finden strukturierte Vokalisationen statt (vgl. Abschnitt 5.1.3). Wie beschrieben finden sich zwei Kategorien: die eine betrifft die (zufällige) Begleitung physiologischer Aktivitäten wie Saugen oder Atmen, die andere den willkürlichen Stimmeinsatz zur Kontaktaufnahme und Übermittlung von Befindlichkeit. Anders ausgedrückt: Lautgebung ist immer auch rhythmisch (im weitesten Sinne), willkürliche Stimmaktivität ist eng verknüpft mit sozialer und emotionaler Funktion. In musikpädagogischen Zusammenhängen wird die willkürliche Stimmgebung mehr im Vordergrund stehen als die zufällige. Sprache spielt bedeutsame und vielfältige Rollen in Situationen musikalischer Vermittlung (vgl. den Exkurs in Abschnitt 7.3.1). Deshalb müssen sich Unterrichtende darüber im Klaren sein, dass Sprache und ihr Rhythmus zwei gewichtige anthropologische Funktionen erfüllt:
Ein weiterer wichtiger Sachverhalt liegt darin, dass die Aufmerksamkeit in der kindlichen Entwicklung holistisch ausgerichtet ist, nicht minimalistisch. Lange bevor einzelne Laute entschlüsselt werden, orientieren sich Kinder am großräumigen Verlauf von Sätzen oder Phrasen, ziehen Informationen aus der Gesamtgestalt und nicht aus dem Detail. Erst allmählich werden im Spracherwerbsprozess einzelne Wörter oder noch später bedeutungstragende Laute (Phoneme) unterschieden (vgl. Abschnitt 5.1.1). Für die Musikpädagogik lässt dies folgenden Schluss zu:
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