- 232 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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Am Stundenende ist es wichtig, den Kindern durch eine klare Struktur der Abläufe zu signalisieren, dass die (besondere) Zeit der Musikstunde nun endet und ein Übergang zum (normalen) Tagesablauf stattfindet. Wenn am Stundenabschluss regelmäßig ein bestimmtes Lied gesungen oder andere Abläufe ausgeführt werden, dient dies dazu, den Kindern mit der Vermittlung fester, vorhersehbarer Strukturen Sicherheit zu geben. Ob das Schluss-Ritual Bezug nehmen kann auf die Inhalte der Unterrichts-Sequenz oder davon unabhängig stattfindet, muss im konkreten Einzelfall entschieden werden.

9.6.  Unterrichtsbeispiel für die Elementare Musikpädagogik mit Vorschulkindern

9.6.1.  Ausgewählte Aspekte der entwicklungspsychologischen Situation

In der Elementaren Musikpädagogik mit Vorschulkindern kommen die Kinder ohne begleitendes Elternteil in einen Unterricht, der sich in der Regel über die zwei Jahre vor der Einschulung erstreckt. Diese Kinder verfügen über differenzierte sprachliche und motorische Möglichkeiten – obgleich viele Reifungsprozesse (beispielsweise die Feinmotorik oder die Raum- und Richtungsorientierung betreffend) noch lange nicht abgeschlossen sind. Daher muss auch für diese Zielgruppe – wie auch für die Eltern-Kind-Gruppen – noch danach differenziert werden, auf welchem Stand sich Konzentrationsfähigkeit, motorische Möglichkeiten oder kognitive Fähigkeiten der jeweiligen Gruppe (und deren einzelner Kinder) bewegen. Grundsätzlich gilt für die betreffende Altersgruppe, dass sich die enge Bindung an die Mutter oder den Vater gelöst hat, die Kinder werden selbstständiger und selbstbestimmter. Die Lösung von den Eltern ermöglicht wiederum die Kontaktaufnahme und die Interaktion mit Gleichaltrigen und der Lehrkraft. Im Vergleich zu den oben beschriebenen Säuglingen und Kleinkindern können die Vorschulkinder eher zu zielgerichteten Aktionen im Stundengeschehen angeleitet werden.

Musizierte Rhythmen bedürfen einer motorischen Ausführung. Auch wenn Vorschulkinder im Vergleich mit Kleinkindern oder gar Säuglingen über vergleichsweise vielfältige Möglichkeiten der Bewegungssteuerung verfügen, muss doch den andauernden Reifungsprozessen Rechnung getragen werden. Im Vergleich zu der Hand- oder gar Fingermotorik ist der Artikulationsapparat deutlich leistungsfähiger. Bei Gebrauch der Extremitäten – wie beispielsweise im Bereich Körperperkussion – gelingen Aktionen mit einwärts gedrehten Händen, die zum Körper hin führen (dies gilt für das Patschen noch mehr als für das Klatschen) eher als klangvolles Fingerschnipsen und punktgenaue Fußbewegungen. Der Kontakt mit dem eigenen Körper erhöht die Selbstwahrnehmung, diese vermehrte Konzentration fördert auch die Aufnahmefähigkeit für die Stundenthemen. Gesten sind Bestandteil jeder Kommunikation. Vorschulkinder, denen die lexikalischen oder syntaktischen Feinheiten von Sprache noch nicht voll erschlossen sind, weisen aber hohe Kompetenzen in der Entschlüsselung nonverbaler Informationen auf. Gesten genau so wie Klanggesten werden mit großer Aufmerksamkeit bedacht werden und eine gesteigerte Kommunikationsbereitschaft bewirken.


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