Die Kinder greifen Text und Gesten auf und vollziehen beides mit.
Mit diesem Sprechvers schließt sich der Kreis zum Stundenbeginn, das Ritter-Abenteuer ist beendet und die Kinder sind sozusagen wieder in der Realität angekommen. 9.7. Unterrichtsbeispiel für die Elementare Musikpraxis mit Erwachsenen
9.7.1. Ausgewählte Aspekte der entwicklungspsychologischen SituationAus der entwicklungspsychologischen Perspektive kann für Erwachsene konstatiert werden, dass sowohl motorische als auch kognitive Funktionen ausgereift zur Verfügung stehen. Für beide Funktionsbereiche gilt allerdings, dass sich die Anforderungen beruflicher oder alltäglicher Tätigkeiten schwer mit den Beanspruchungen in der Musikausübung vergleichen lassen. Musizierbewegungen beruhen auf einem differenzierten Ineinandergreifen von Bewegungssteuerung und Wahrnehmung verschiedener Sinnesebenen. In der Musikausübung geht es nicht um zielgerichtete Lösungs- und Erledigungs-Strategien, sondern um einen feinsinnigen Umgang mit Klängen, Bewegungen und Materialien – was letztlich auch einen feinsinnigen Umgang mit sich selbst bedeutet. Wie in den obigen Ausführungen über die Erwachsenen in Eltern-Kind-Gruppen (vgl. Abschnitt 9.5.1) schon erwähnt, sind Erwachsene allerdings eher ein distanziertes Verhältnis zu sich und anderen gewohnt. Erwachsene treten sich (außerhalb enger Beziehungen) rational gesteuert gegenüber und zeigen nur im vergleichsweise kontrollierten Rahmen ihre Emotionen. Der Ursprung des Musizierens liegt aber in der Übermittlung emotional getönter Botschaften. Der Zugang dazu muss für Erwachsene langsam zurück erobert werden. Um Verunsicherungen zu vermeiden (oder gering zu halten), ist es notwendig, das Bedürfnis Erwachsener nach Distanz und Kontrolle zu respektieren. Aufgabenstellungen werden eher eng als weit zu fassen sein, hilfreich ist eventuell auch eine Begründung oder Erläuterung verschiedener Unterrichtsaufgaben. Die zeitliche Ebene von Musik – der Rhythmus – ist dabei nur ein Gestaltungsmerkmal musikalischen Handelns zwischen mehreren anderen Parametern. In Bezug auf erwachsene Laien kann zwar vorausgesetzt werden, dass sie ein in sich geschlossenes System verschiedener, miteinander in Beziehung stehender Notenwerte verstehen können – das heißt aber noch lange nicht, dass das konkrete Handeln jederzeit von analytischem Denken gesteuert wird. Häufig genug verursachen komplexe Beanspruchungen motorischer und sensorischer Art eher reflexhaft-intuitives Handeln. Diese Tatsache ist jedoch nicht negativ zu bewerten. Rhythmische Kompetenzen erschließen sich nur zum Teil auf der analytischen Ebene, und auch Erwachsene haben ein Recht darauf, ganzheitlich angesprochen zu werden. Bei Erwachsenen ist davon auszugehen, dass die Entscheidung für den Musikunterricht selbst getroffen und wohl überlegt wurde. Im Vergleich mit Kindern, die sich häufig von den Wünschen der Eltern leiten lassen, haben Erwachsene eine klarere Erwartungshaltung und ein differenzierteres Selbstbild. In der Unterrichtssituation muss abgeglichen werden, inwieweit die Unterrichtsgestaltung einerseits |