Tageslänge von
24,05 Stunden, eine gezüchtete Mutante zeigte einen 21,7 Stunden langen Tag.
Nach der kreuzweisen Transplantation hatte sich die Tagesperiodik der Tiere
vertauscht.
Noch erwähnt sein soll, dass Sollberger im Zusammenhang mit dem menschlichen Zeitgeber davon spricht, »daß eine fortwährende Reproduktion zirkulärer DNS (Desoxyribonukleinsäure) die Hauptuhr reguliert« (Sollberger 1972, S. 116), d. h. die Zellkern-Struktur selber rhythmisch agiert. Eine weitere Annahme lokalisiert die ›innere Uhr‹ im limbischen System, dem phylogenetisch ältesten Teil des Großhirns (vgl. auch Abschnitt 7.2). Die Beobachtung, dass eine Läsion in dieser Region zu Störungen im Schlaf-Wach-Verhalten sowie Veränderungen im Temperaturrhythmus führt, stützt diese Annahme (vgl. Ganong 1971, S. 227). Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass Rhythmen des Menschen zwar von äußeren Einflüssen (wie z. B. Licht und Dunkel) beeinflusst werden, jedoch eindeutig vom Organismus selber, von ›innen‹ heraus gesteuert werden. Es handelt sich dabei um verschiedene Oszillatoren, deren Rhythmen aber miteinander synchronisiert sein können. Die Fähigkeit zu zeitlichen Anpassungsleistungen hilft Lebewesen, sich an Umweltbedingungen bestmöglich anzupassen und trägt so zur Arterhaltung bei. Beim Menschen geht diese Fähigkeit über ein Instinktverhalten hinaus und erreicht die Bewusstseinsebene. Allerdings muss hervorgehoben werden, dass die Funktion des menschlichen Zeitgebers ein Entwicklungspotenzial bereithält. Säuglinge und Kinder weisen noch andere biologische Rhythmen auf als Erwachsene; für die Kopplung von Herzschlag und Atem (vgl. Abschnitt 4.2) oder auch das EEG wird dies noch ausführlicher dargestellt werden (vgl. Abschnitt 7.2). Außerdem soll noch einmal erwähnt werden, dass Erkenntnisse über biologisches Zeitverhalten gewonnen werden, indem eine Vielzahl individueller Daten gesammelt werden. Erst wenn diese Werte gemittelt sind, zeigen sich die dargestellten Tendenzen der tagesperiodischen Erscheinungen.
4.1.2. Der HerzrhythmusGenau wie der Tag-Nacht-Wechsel ist der Rhythmus des Herzschlags eine allgegenwärtige menschliche Erfahrung. Im Normalfall gänzlich unbeachtet, fällt der Puls nur bei körperlicher Anstrengung oder psychischer Belastung auf: vor Aufregung ›rast‹ das Herz, ›klopft im Halse‹ oder ›bleibt stehen‹ vor Schreck. Diese Redensarten betonen die große Variabilität des Pulsschlags: seine Frequenz beträgt in Ruhe um die 70 Schläge in der Minute, in Ausnahmefällen können es mehr als 230 werden (vgl. Ganong 1971, S. 520). Die Pumpwirkung des Herzens beruht dabei auf der Folge von Erschlaffung und Kontraktion der Herzkammern. In der Erschlaffung, Diastole genannt, füllen sich die Kammern mit Blut, in der Kontraktion, der Systole, wird das Blut in die angeschlossenen großen Arterien ausgeworfen. Die Dauer der beiden Phasen ist keineswegs identisch, bei einer Frequenz von 70 Schlägen in der Minute dauert die Systole nur 0,28 Sekunden, die Diastole dagegen 0,58 Sekunden. |