- 39 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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Ein Frequenzanstieg erhöht nun nicht nur die Anzahl der Herzaktionen pro Zeiteinheit, sondern verändert auch die zeitliche Relation der Phasen: bei einem Puls von 150 dauert die Systole immerhin noch 0,25 Sekunden, die Diastole aber nur noch 0,15 Sekunden. Trotzdem ist eine ausreichende Füllung der Herzkammern – wenigstens bis zu einem gewissen Grade – gewährleistet (vgl. Schmidt/Thews 1987, S. 497). Auch diese Tatsache betont wieder die Flexibilität der Herztätigkeit. Im Übrigen ist der Dualismus von Spannung und Entspannung noch einmal zweigeteilt: »In der Systole unterscheidet man eine Anspannungsphase und eine Austreibungsphase, in der Diastole eine Entspannungs- und eine Füllungsphase.« (ebd., S. 486).

Die Frage nach dem Ort der Steuerung der rhythmischen Pulsation ist für das Herz eindeutig zu beantworten. Ein aus dem Körper entnommenes Herz schlägt – unter bestimmten Umständen – weiter, das Herz ist also selber ist in der Lage, seinen Rhythmus zu betreiben. Dieses Phänomen wird als Autorhythmie bezeichnet. Das Zentrum der Erregung liegt dabei in einer Anhäufung speziellen Herzmuskelgewebes im Vorhof zur rechten Herzkammer, dem so genannten Sinusknoten (Schmidt/Thews 1987, S. 463). Bei Ausfall dieses Schrittmachers sind aber auch andere Bereiche des Herzens in der Lage, rhythmische Impulse zu bilden (Ganong 1971, S. 506).

Mit der Folge von Spannung und Entspannung repräsentiert der Herzschlag eines der wichtigsten rhythmischen Prinzipien. Dabei erscheint die Zweiheit durch die oben erwähnte Unterteilung von Systole und Diastole auf einer zusätzlichen Ebene. Im genaueren Hinsehen spiegelt der Puls mit seinem Längenverhältnis von Systole zu Diastole, nämlich 1 zu 2 (und unter Belastung 2 zu 1), auch die Zahl Drei.

Der Herzschlag passt sich mit hoher Flexibilität den jeweiligen körperlichen Bedürfnissen an.
Der Herzschlag ist zweigeteilt in Systole und Diastole.
Systole und Diastole stehen im Verhältnis von 1 : 2 oder bei Belastung 2 : 1, spiegeln also auch einen dreizeitigen Rhythmus.

4.1.3.  Der Atemrhythmus

Ähnlich wie der Herzschlag zeichnet sich der Atemrhythmus durch eine außerordentliche Flexibilität aus, auch hier stehen Phänomene wie ›angehaltener‹ bzw. ›stockender‹ Atem oder auf der anderen Seite Hyperventilation für psycho-physische Verknüpfung. Im Gegensatz zum Schlagen des Herzens ist die Atembewegung allerdings nicht nur indirekt sondern auch willkürlich beeinflussbar. Die Doppelbedeutung des Begriffs ›Inspiration‹ weist darauf hin, dass der Atemfluss nicht nur die Versorgung mit Sauerstoff betrifft, sondern in seelisch-schöpferische Prozesse eingreift bzw. diese spiegelt. Im Folgenden soll allerdings nur der unwillkürliche, vegetativ gesteuerte Atemrhythmus dargestellt werden, nicht die Umstände bei artifizielleren Tätigkeiten wie Sprechen oder Singen.

Der gesunde menschliche Körper ist ohne aktives Zutun in der Lage, den Atemvorgang perfekt an die jeweiligen Bedürfnisse anzupassen. Dabei teilt sich dieses Geschehen in drei Phasen, beginnend mit der Inspiration. Am Ende der Einatmung


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