Bewertungen, Fragen und Anregungen werden auf dieser Ebene zwischen den Lehrenden
und Lernenden ausgetauscht. Hier sollte von den Unterrichtenden immer bedacht
werden, wie groß die gestischen Anteile an der Informationsübermittlung sind, und
wie geübt gerade Kinder im intuitiven Entschlüsseln nonverbaler Information
sind.
Da das feine Zusammenspiel von Sprache und begleitender Bewegung – die so genannte Selbst-Synchronizität – psychischen Einflüssen unterliegt, sollten Stimmungen und Gefühle (so weit dies möglich ist) reflektiert werden. Grundsätzlich ist es Aufgabe der Unterrichtenden, ein angenehmes Unterrichtsklima zu schaffen und möglichen atmosphärischen Störungen nachzuspüren und auf den Grund zu gehen.
Sprachbegleitende Bewegungen sind von sich aus schon rhythmisch durchformt, sie stützen kognitive Prozesse und wirken konzentrationsfördernd. In diesen Tatsachen liegt eine musikpädagogische Goldgrube verborgen. Denn Sprache und Bewegung geschehen im Musikunterricht nicht nur in kommunikativen Prozessen, sondern können auch als musikalisches Arbeitsfeld in das Zentrum von Lernprozessen rücken. Unter dem Begriff Body-Percussion oder Körperperkussion hat sich mittlerweile eine Aktionsform etabliert, die einen teilweise virtuosen Umgang mit rhythmischen Körperklängen – oft in Verbindung mit Sprache – beinhaltet (vgl. Zimmermann 2000). Die rhythmische Kombination von Sprechen und unterstützenden Gesten ist in der Natur des Menschen angelegt. In dieser Tätigkeit werden kognitive Prozesse und die Fähigkeit zur Konzentration gefördert. Ausführlicher widmet sich dieser Thematik der Abschnitt 8.3.3.
Noch dazu ist die Berührung des eigenen Körpers unverzichtbar für die Entwicklung des Selbst, schafft das Spiel mit dem Körper die Grundlage für kognitive Prozesse. Rhythmen mit Körper und Stimme zu erarbeiten ist ein wichtiger, früh anzusiedelnder Lerninhalt, der spätere instrumentale und notierungstechnische Fertigkeiten ideal vorbereiten kann.
5.3. Die zeitliche Steuerung des SprechensSprechen ist die komplexeste motorische Fertigkeit, zu der der Mensch fähig ist (vgl. Papoušek 1994, S. 23). Wie oben dargestellt wurde, kommt besonders der zeitlichen Gestaltung (dem Rhythmus) von Bewegung und Sprache eine besondere Rolle zu, die deutliche Parallelen zum Gebiet der Musik aufweist. Eine weitere Gemeinsamkeit ist darin zu sehen, dass sowohl wenn der Mensch spricht, als auch wenn er musiziert, eine fortwährende Vermittlung zwischen motorischer Produktion und sensorischer Kontrolle stattfinden muss.
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