Umfassende Literaturrecherchen in verschiedenen Datenbanken (u. a. PsycINFO und PSYNDEXplus) förderten keine weiteren unmittelbaren Untersuchungen motorischer Prozesse im Stimmapparat bei musikalischen Vorstellungen zu Tage. Hier besteht offensichtlich Forschungsbedarf.
2.2. Neurophysiologische ErkenntnisseAuch wenn der Fokus dieser Arbeit auf muskulären Prozessen im Stimmapparat liegt, sollen in diesem Kapitel einige neurophysiologische Studien zur musikalischen Klangvorstellung vorgestellt werden. Dies geschieht aus folgenden Erwägungen. Beim Singen und Sprechen sind – wie in Kapitel 1 beschrieben – bestimmte motorische Gehirnareale, wie z. B. der motorische Kortex; das supplementär motorische Areal (SMA) und das Rolandische Operculum3
In einer Pilotstudie von Helmuth J. Petsche, Astrid von Stein und Oliver Filz (1996) wurden bei einer Cellistin eine gegenüber der Baseline erhöhte Aktivität in motorischen Hirnarealen bei Klangvorstellungsaufgaben mit Hilfe einer EEG-Kohärenzanalyse festgestellt. Die in der Nähe des supplementärmotorischen Areals platzierten Elektroden maßen die höchste Aktivität beim Vorstellen des Spielens von Tonleitern, etwas weniger bei der Klangvorstellung eines auswendig beherrschten Musikwerkes und noch weniger beim Musikhören. In einer fMRT-Studie (funktionelle Magnetresonanztomographie) von Lutz Jäncke et al. (2000) war der zerebrale Blutfluss bei der akustischen Wahrnehmung und anschließender auditiver Vorstellung von Rhythmen motorische Areale der Gehirnrinde (der ventrale prämotorische Kortex (vPMC) beidseits sowie das linke supplementär motorische Areal (SMA) und der linke Thalamus) signifikant gegenüber der visuellen Wahrnehmung und Vorstellung von Rhythmen erhöht. Es zeigten sich jedoch keine Unterschiede zwischen Wahrnehmung und Vorstellung der akustisch dargebotenen Rhythmen. Akustisch präsentierte rhythmische Stimuli aktivieren demnach Motorprogramme stärker als visuelle rhythmische Stimuli. Eine fMRT-Studie von Arno Olthoff (2005), in der die Versuchspersonen u. a. gebeten wurden, zu singen, intonationsfrei zu phonieren oder Musik zu hören, zeigte ebenfalls in allen drei Bedingungen |