durch einen Vergleich: Eine Stadtkarte weist Wege auf, die in und durch die Stadt führen. Wer eine Karte zu lesen versteht, findet die besten und kürzesten Wege zum Stadtkern oder plant Wege um und durch die Stadt. So muß der Musizierende aus der Komposition Möglichkeiten herausfinden, die zum Wesentlichen führen oder das Wesentliche selbst sind. Damit sind Einzelzüge wiedergegeben, die sicherlich nur sehr bedingt den Ausführungen von Boulez gerecht werden. Ich versuchte Gedanken wiederzugeben, mit denen Komponisten unserer Zeit beschäftigt sind. Eine gegenwärtige Musikerziehung darf nicht ideologisch auf die Vergangenheit festgelegt sein. Sie muß sich offenhalten für das Gegenwärtige oder - wie es Adorno vorsichtiger ausdrückt - für das verbindlich Gegenwärtige. Eine Feststellung auf die überlieferten Werte führt zu Selbsttäuschungen. Ich bekenne mich zu dem "offen sein für...". Allerdings ist der Musikerzieher kaum befähigt, dem neuartigen Ansturm in der Musik und Schallkunst gerecht zu werden. In dem Buch von Ulrich Dibelius "Moderne Musik",1 werden allein 200 Schallplatten solcher Kompositionen der E-Musik aufgeführt, die zwischen 1945 und 1965 entstanden sind. Deren Bewältigung wird für lange Zeit für viele nur punktuell sein können. Neue Musik im pädagogischen Verständnis Ich darf diesen Anfang mit Ausführungen konfrontieren, die ich 1959 auf dem Pädagogischen Hochschultag in Tübingen gemacht habe.2 Es ging darum, das Schaffen der Komponisten der zu Ende gegangenen Phase der neuen Musik (im Gegensatz zur sogenannten modernen Musik ab 1945), Hindemith, Orff, Bartók, vom Sachgehalt und vom Sinn her zu erfassen, ohne direkt nach dem Wertgehalt zu fragen. Eine didaktische Fragestellung also, die methodische Folgerungen einschließt.
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