Zu den bekanntesten Anwendungen der dritten Kategorie, der oberen
Leistungsklasse der Notensatzprogramme, gehören Finale, Sibelius und
SCORE.19
Aufgrund des Themas der vorliegenden Arbeit wird auf diese professionellen Programme etwas
ausführlicher eingegangen. Gerade bei einer musikwissenschaftlichen Publikation sollte der Satz
vorkommender Notenbeispiele professionellen Ansprüchen genügen.
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Letzteres unterscheidet sich aber – aufgrund seines Alters – deutlich von den ersten
beiden und wird auch nicht mehr weiterentwickelt. Ähnlich wie alle anderen bisher
beschriebenen Programme, bieten Finale und Sibelius eine moderne Oberfläche
inklusiv ›drag and drop‹, die eine interaktive Noteneingabe ermöglicht. Bei
SCORE hingegen müssen die Noten als Code eingegeben werden. Zwar lässt
sich fast jede Aufgabe mit dem Programm lösen, der Zeit- und Lernaufwand
jedoch, den eine Nutzer benötigt, um mit dem DOS-Programm befriedigend
zu arbeiten, ist enorm: »In einer mehrstufigen Prozedur werden Tonhöhen,
Rhythmen, Vortragszeichen, Balken und Bögen nacheinander abgefragt […]
Wehe dem, der sich etwa bei der Zuordnung von Noten und Rhythmen irrt.
Das dann beginnende Spiel von nicht immer korrekten Fehlermeldungen und
verzweifelten Korrekturen kann zum Absturz führen, insbesondere bei zu großen
Notenmengen.«20
Vorbildlich hingegen ist der Line-Up-Algorithmus des Programmes. Wenn die
Parameter für die rhythmischen Dauern stimmen, liefert er ein hervorragendes
Notenbild. Wenn der Benutzer erst einmal eingearbeitet ist, lassen sich
höchst komplexe Notenbilder in bester Qualität erstellen. Allerdings revidiert
Gieseking:21
»Dank geschickter und vielfacher Tastatur-, Maus-, und
MIDI-Eingabemöglichkeiten stehen die aktuelleren Anwendungen [Sibelius
und Finale; Anm. des Autors] diesem jedoch in keinster Weise nach, sondern
erleichtern im Gegenteil den Umgang mit der komplexen Notenschrift und
erweitern gleichzeitig den Funktionsumfang enorm.«
Das ist auch der Grund, warum manche
Verlage22
Für diese wurde SCORE von Leland Smith entwickelt.
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,
die früher z. T. überwiegend mit SCORE gearbeitet haben, nach und nach auf Finale
oder Sibelius ›umsteigen‹. Es gibt aber auch einige (z. B. der Schott-Verlag Mainz), die
an SCORE, das von seinen Fans auch als ›Rolls-Royce‹ der Notensatzprogramme
bezeichnet wird, festhalten.
Finale und Sibelius beherrschen ebenfalls die hohe Kunst des Notensatzes, haben aber
den großen Vorteil, dass der Benutzer nicht jeden einzelnen Parameterwert auswendig
lernen muss. Auch Finale unterstützt eine ›EPS-‹ bzw. ›PostScript-‹ Ausgabe.
Hervorzuheben sind auch die intelligenten Zeichen (Bögen, Glissandi, Crescendi, Triller
etc.), die ein aufwendiges Zurechtrücken der Zeichen und Noten verhindern. Mit dem
Zeichen-Designer können zudem jede Menge eigener Zeichen kreiert werden. Sehr
einfach und besonders zeitsparend ist die ›schnelle Eingabe‹ über die Tastatur,
benutzt sie doch einfach die Pfeiltasten für die Tonhöhe und eine Zahl (1–8) für
den entsprechenden Notenwert. Lästig erscheint lediglich, dass keine direkte
Pausentaste vorhanden ist und immer erst eine Note eingegeben werden muss,
die dann mit der Backspace-Taste zu einer Pause umgewandelt wird. |