Stärker noch als Sibelius entwickelt sich Finale zum Multifunktionsprogramm:
»Finale entwickelt sich zusehends zum Alleskönner, baut seine
Fähigkeiten als nützliches Import-, Arrangier- und Kompositionswerkzeug
aus.«27
Der nun integrierte Komponier-Assistent z. B. wurde zusammen mit dem IRCAM
(Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique) entwickelt. Ferner wurde
dem Composer-Plug-in Band-In-A-Box der MiBAC-Jazz-Rhythm-Section-Generator an
die Seite gestellt. Dieser kann eine bezifferte Melodie in Stimmen umsetzten
(Klavier, Bass und Schlagzeug). Dazugekommen ist ferner ein eingebautes
OCR-Notenscannprogramm namens SmartScoreLite, dass eine Weiterentwicklung des
nicht besonders gut funktionierenden MIDIScan-Moduls darstellt. Allerdings lässt
die Notenerkennung von Scannprogrammen allgemein noch sehr zu wünschen
übrig.28
Ein Vergleich der gängigen Notenscanprogramme findet sich in [Noll(2001), S. 232–238].
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Diese Erweiterung des Programms ist allerdings bei vielen Nutzern nicht auf große
Resonanz gestoßen.Vielmehr hat sie eher massive Kritik hervorgerufen, was
man anhand der Forumsbeiträge unter www.finalemusic.de leicht erkennen
kann.29
In vielen Forenbeiträgen wird deutlich, dass die Nutzer ein ›Allround-Programm‹ nicht für sinnvoll
halten. Die Firma solle sich lieber auf die Ursprünge des Programms, nämlich den reinen Notensatz,
beschränken und spezialisieren.
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Neben den drei Gruppen der kommerziellen Programme sind noch die Open
Source-Programme zu erwähnen. Sie finden zwar bestimmt (noch) weniger
Anwendung beim Endbenutzer, aber ihre einsehbaren Quelltexte bieten
Musikwissenschaftlern, Informatikern und Mathematikern eine Grundlage zur
Weiterentwicklung. Aufgrund der allgemeinen Tendenz, dass Open Source
Programme und Anwendungen immer populärer werden und sich immer mehr
verbreiten30
Vgl. z. B. Linux vs. Windows oder OpenOffice vs. Microsoft Office oder in Hinblick auf
Kursmanagementsysteme bzw. Lehr-/Lernplattformen Stud.IP oder Ilias vs. Blackboard.
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wird es vielleicht auch im Notensatz in einiger Zeit dazu kommen, dass Open Source
Produkte den kommerziellen den Rang ablaufen.
Als Beispiel sei das Notensatzprogramm CMN erwähnt. CMN steht für Common Music
Notation.31
CMN wurde im Rahmen des 1989 an der Stanford University gestarteten Common Music
Projektes von Bill Schottstaedt entwickelt.
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Da es sich bei den CM-Programmen weniger um fertige Anwendungen als um
umfangreiche Klassenbibliotheken handelt, muss der Anwender selber ein
LISP-Programm32
CM-Programme funktionieren auf Basis der listenorientierten Programmiersprache Common LISP.
Ausführlicher nachzulesen bei [Gieseking(2001a), S. 31ff].
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schreiben und es von einem Interpreter ausführen lassen.
Letzterer erzeugt dann eine entsprechende EPS-Grafik. Dazu
Gieseking:33
»Abgesehen von der gewöhnungsbedürftigen Noteneingabe erzeugt CMN ansprechende
Notengrafiken, deren Aussehen aufgrund des geringen Automatisierungsgrades allerdings
in großen Teilen manuell optimiert werden muss.« Hier ist man zwar noch weit
hinter den kommerziellen Programmen zurück, aber gerade die Möglichkeit der
Weiterentwicklung der Open Source Programme durch viele unterschiedliche Personen
birgt ein unglaubliches Potential, was man am Beispiel von TEX – mit dem
auch diese Arbeit verfasst wurde – sehen kann. Eigentlich wurde TEX für den
naturwissenschaftlichen Bereich, indem es galt, komplexe Formeln, Tabellen und
Grafiken darzustellen. Aufgrund der ständigen Weiterentwicklung und vor allem der |