22 - W. Heise: Über die Bedeutung von rana communis für die Musikpädagogik
Man darf wohl davon ausgehen, daß dieser Zusatzreim vor allem als zeittypisches Element anzusehen ist: Die vorherrschende Bewußtseinslage verlangte es, eine Moral ausdrücklich auszuwerfen. Der heutige Leser mag ad libitum daraus folgern, daß
a) entweder Moral nicht mehr verfängt oder b) derartige abstracts dem allgemeinen Bildungsstand unangemessen geworden sind. Trotzdem bleibt die Frage nach dem tieferen Sinn der Geschichte unbeantwortet.
Es wäre zunächst an einfache Wenn-dann-Relationen zu denken, etwa von der Art:
Natürlich bliebe eine solche Interpretation selbst dann noch unbefriedigend, wenn sie alle denkbaren sachanalytischen Erkenntnisse bereits enthielte. Davon kann allerdings keine Rede sein! Vielmehr stehen stichhaltigere Untersuchungen noch aus.
Trotzdem können wir uns hier zu einer vorsichtigen Interpretationsprognose der folgenden Art verstehen: Das Berufsfeld des Singlehrers ist in einer Zeit des Stufen- und Fachlehrers naturgemäß ungesichert. Es machen sich allerdings in letzter Zeit gegenläufige Tendenzen bemerkbar, die das Singen erneut in das Zentrum von Musik und Bildung rücken wollen. Zu verweisen wäre in diesem Zusammenhang auf Verlagsankündigungen zu Schul- und Liederbüchern, auf aktuelle Magazine, auf Zeitungen und Zeitschriften, nicht zuletzt aber auf Tagungsberichte, die in der Regel Tendenzwenden subversiv befördern, nicht aber expressis verbis. (Der musikpädagogischen Tendenzwende '76 folgte eine akademische Gegen- und eine politische Rückwende. Es bleibt die Frage, wohin diese Wenden sich letztlich gewendet haben.) Bezüglich der in Schulen immer wieder gern gesehenen Liedpflege ist besonders auf die inzwischen schon fast historischen Entwicklungen bei der sogenannten Neuen Linken, die rechtens auf Indoktrinationswirkungen nicht verzichten mochte, zu verweisen:
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