- 13 -Lehmann, Silke: Bewegung und Sprache als Wege zum musikalischen Rhythmus 
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3.  Rhythmus und Metrum in der Musik

Kapitel 2 hatte dargestellt, wie eng Zeit und Rhythmus miteinander verwoben sind, wie offensichtlich Berührungen und Schnittstellen vorhanden sind. Gleichzeitig war deutlich geworden, dass die Auffassung von Zeit und Rhythmus von den Gegebenheiten einer Epoche oder eines bestimmten Umfeldes bestimmt ist. Den vielfältigen Aspekten des musikalischen Rhythmus soll deswegen einerseits hinsichtlich ihrer Benennung, ihres Wortursprungs nachgegangen werden, andererseits mit Blick auf die unterschiedlichen Erscheinungsweisen im Laufe der Musikgeschichte.

Die am häufigsten verwendeten Begriffe im Umfeld von Musik und deren zeitlicher Ausprägung sind sicherlich die Termini Rhythmus und Metrum. Es ist aber auch die Rede von Rhythmik und Metrik, von Puls, Dauer, Zählzeit, Schlag oder Grundschlag; im Kontext der Thematik erscheinen Begriffe wie Klangfuß, Versfuß, Motiv, Takt, Mensur, Satz, Großtakt, Periode oder Strophe. Zur Unübersichtlichkeit trägt ebenso die Tatsache bei, dass das Phänomen (künstlerisch) gestalteter Zeit nicht auf die Musik beschränkt ist, sondern schon immer auch im Bereich der Dichtung eine entscheidende Rolle gespielt hat. Darüber hinaus ist Zeitgestaltung ein Thema, das den Menschen in physischer, psychischer und sozialer Hinsicht in jedem Augenblick seines Lebens berührt. So finden sich von der Antike bis in die heutige Zeit eine Fülle von Gedanken, von Thesen und Definitionen. Bezeichnend für die Komplexität, aber auch für die existenzielle Bedeutung von Rhythmen im menschlichen Leben, ist dabei die – oft widersprüchliche – Vielfalt der Meinungen und deren zum Teil emotionsgeladene Verteidigung gegenüber anders Denkenden.

Die folgenden Ausführungen zu den Phänomenen Rhythmus und Metrum verstehen sich nicht als vollständige musikwissenschaftliche oder historische Aufarbeitung des Themas, diese hat an anderen Stellen umfassend stattgefunden (Bibliographien bei Bresgen 1977, Mehner/Hager 1983, Seidel 1976, 1998). Viel mehr geht es für den vorliegenden Zusammenhang um einen Überblick, der die vielfältigen Aspekte des Sachbereichs sowie deren oft widersprüchliche Benennungen aufzeigen soll. Dies schafft die Grundlage für eine detaillierte Auseinandersetzung mit grundlegend anthropologischen und speziell musikpädagogischen Problemfeldern.

3.1.  Zur Etymologie

3.1.1.  Rhythmus

Zur Etymologie des Wortes Rhythmus hat es seit dem 19. Jahrhundert diverse Ansätze gegeben, ursprünglich sah man es als von ›fließen‹ abgeleitet, ›dem Meer abgelauscht‹ (vgl. Seidel 1998, S. 258). Eugen Petersen versuchte 1917, beeinflusst von Riemanns Theorie zur Dynamik der Motive (vgl. Abschnitt 3.2.7), eine Ableitung von ›ziehen‹ bzw. dem ›Gestalt gewordenen Zug‹ und nimmt als weitere Wortbedeutungen »Tanzbewegung des Chores«, »Züge des Charakters« und die


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