wird der verbindlich vorgegebene Objektrhythmus zu
einem durch persönliches Zutun geprägten Subjektrhythmus. Das vom Objektrhythmus
zum Subjektrhythmus gewandelte Zeitmuster kann insofern leichter vermittelt werden,
als den Lernenden durch die persönliche Gestaltung der Lehrkraft die Wahrnehmung
erleichtert wird. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, dass der Psychologe
Paul Fraisse der Meinung ist, Rhythmus entstehe überhaupt erst in der aktiven
Wahrnehmung, physikalisch handele es sich bei Rhythmen um bloße Folgen
(vgl. Abschnitt 6.1.3). Die Verdeutlichung eines musikalischen Rhythmus durch
sinnvolle Betonungsgebung (oder schon allein die Auswahl eines besonders einprägsamen
Rhythmus) aktiviert die Wahrnehmung auf eine andere Art als eine monotone
Darbietung (aus der Phonologie stammt der treffende Ausdruck ›Listenprosodie‹). Hier
muss auch an das für das Phänomen Gestalt maßgebliche Kriterium der ›Prägnanz‹
erinnert werden (vgl. Abschnitt 6.2). Genau wie ein akustischer Eindruck kann
auch eine Spielbewegung durch (über-)deutliche gestische Strukturierung vom
›sachlichen‹ Objektrhythmus zum gestalteten Subjektrhythmus aufgewertet
werden.
Letztlich birgt die interpretatorische oder gar künstlerische Gestaltung den Schlüssel zu einer gelungenen handwerklichen Seite. Die Aufgabe der Unterrichtenden liegt zum einen darin, selber gut strukturierte Zeitgestalten anzubieten und andererseits die Lernenden anzuleiten, selbstständig sinnvoll zu akzentuieren. Das größere Potenzial findet sich erfahrungsgemäß eher in der Einflussnahme der Lehrperson. Unterstützendes Mitsprechen (in Rhythmussprache, vgl. die Abschnitte 8.5.1 und 9.2), gestisches und/oder akustisches Mitvollziehen des Grundschlags oder gar Mitspielen sind äußerst erfolgreiche Methoden, um Schülerinnen und Schülern über rhythmische Klippen hinwegzuhelfen. Auch zwei- oder mehrstimmiges Spiel wird umso eher gelingen, als zumindest eine Stimme von einer Person ausgeführt wird, die selber fest im Grundschlag verankert ist und trotzdem (oder gerade deswegen) in der Lage ist, auf etwaige Abweichungen von Mitspielenden auffangend einzugehen. Lehrerin oder Lehrer können eine ›Magnet-Wirkung‹ ausüben, die in der Regel schnellen Erfolg verspricht. Nicht vergessen werden darf allerdings, dass Schülerinnen und Schüler lernen müssen, auch selbstständig rhythmisch sicher zu agieren.
Rhythmus und GruppeMusikunterricht betrifft immer mehrere Personen, selbst im so genannten Einzelunterricht treffen zwei Menschen aufeinander, die in der oben beschriebenen Weise miteinander in Beziehung treten können. Besonders in Gruppen kommt es während gemeinsamer rhythmischer Bewegung zu anregenden Effekten (vgl. Abschnitt 4.5.2). Jedes Gruppenmitglied nimmt Einfluss auf das, was schließlich mehrere Individuen zu einem ›Gruppenrhythmus‹ eint. Dieser Effekt hat eine Eigendynamik: ohne Absprache werden Arbeitsbewegungen oder ähnliches unwillkürlich aufeinander abgestimmt, findet eine Gruppe zu einer eher unterbewussten |