damit
zusammenhängen, dass Zeitverarbeitungsprozesse auf einen internen neurologischen
Zeitgeber zurückgehen, dessen unbeirrte Funktionsfähigkeit biologisch garantiert
sein muss. In Abschnitt 6.1.3 war die subkortikale, unbewusste Fähigkeit zur
Zeitverarbeitung als ›objektiv‹ bezeichnet worden, eben weil sie keinen äußeren
Einflüssen unterliegt.
Von dieser inneren Uhr kann vermutet werden, dass ihre Leistungsfähigkeit genetisch bestimmt und somit von individuell unterschiedlicher Qualität ist. Neben Unterschieden in der Gedächtnisleistung oder der motorischen Geschicklichkeit kann also der biologisch verankerte Zeitgeber ein Erklärungsansatz für die sich im Unterrichtsalltag zeigende unterschiedliche Fähigkeit im Umgang mit Rhythmen sein. Somit gelten für den musikpädagogischen Kontext zwei Aspekte:
Beide Gesichtspunkte bieten sich eher zur Kenntnisnahme an und nicht als Grundlage konkreten pädagogischen Handelns. Dennoch könnte das Wissen um unveränderliche individuelle Gegebenheiten zu einem verbesserten Verständnis der komplexen Zusammenhänge von Rhythmus und Metrum beitragen.
8.5. Kognition als entwicklungspsychologischer Aspekt des MusiklernensDer vorige Abschnitt hatte dargelegt, dass die Fähigkeit mit Zeit und Rhythmus umzugehen, biologisch fest im Menschen verankert ist; gleichzeitig war festgehalten worden, dass Abläufe oder Gestalten in der Zeit individuell rekonstruiert werden und somit sehr subjektiv getönt sind. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass für einen großen Teil von Musik ein geschlossenes System von Proportionen mit Bezug auf einen Grundschlag gültig ist. Für dieses Prinzip existiert noch dazu ein Zeichensystem, mit dem die Dauern verbindlich erfasst werden können. Um diese Zusammenhänge nicht nur intuitiv erfassen, sondern auch verstehen zu können, bedarf es kognitiver Fertigkeiten. Die Fähigkeit zur Kognition unterliegt aber – genau wie die Aspekte Bewegung, Sprache oder Gedächtnis – Prozessen der Reifung. Die entwicklungspsychologischen Implikationen des Zeitverstehens haben für den rationalen Zugang zu Rhythmen eine große Bedeutung (vgl. Abschnitt 6.3). Dem oben beschriebenen subjektiven Erleben von Zeit steht im Erwachsenenalter das Wissen um die mit Uhren (oder einem Metronom) messbaren, unbeeinflussbar ablaufenden Dauern gegenüber. Dieses Wissen entwickeln Kinder erst sehr allmählich. Der Weg zu dieser Abstraktionsfähigkeit ist durch andere, entwicklungstypische Denkmuster gekennzeichnet. Diesen Denkmustern und ihren Auswirkungen auf den Umgang mit musikalischen Rhythmen nachzugehen ist nicht nur deshalb wichtig, weil sich ein großer Teil der Zielgruppe von Musikunterricht aus Kindern und Jugendlichen zusammensetzt. Denn entwicklungspsychologisches Wissen ist auch die Grundlage für die Arbeit mit Erwachsenen. Die Idee, dass ein Instrumentalunterricht mit Erwachsenen ihrer |