ihrer musikalischen
Gestaltungsformen gelten. Es sei weiterhin darauf hingewiesen, dass bei diesen
Produktionen größter Wert auf ein hohes künstlerisches Niveau gelegt wurde. In der
Regel kamen nur Spitzenensembles in Frage: z. B. die Rundfunk-Kinderchöre Berlin und
Leipzig, der Kinderchor Radio DDR, der Zentrale Pionierchor Edgar André Berlin, die
Rundfunk-Jugendchöre Berlin, Leipzig und Wernigerode, der Jugendchor Berlin,
begleitet von Mitgliedern der Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, Leipzig, der
Staatskapelle Berlin, des Orchesters des Tanzensembles der DDR oder von
unterschiedlich besetzten Ensembles mit versierten Instrumentalsolisten neben
Studio-Produktionen.
Die hohen Ansprüche an das Produktions- und Interpretationsniveau schufen zugleich die besten Voraussetzungen zur Sicherung einer intensiven Wirkung auf Hörer und Sänger. Dieses Prinzip führte im Kinderlied-Bereich der DDR zur Anwendung bestimmter Stilmittel, die, teils mit Effekt, teils mit Raffinement, teils mit gezieltem Einsatz von bewährten Stilmustern aus dem Popbereich, teils mit wechselnden Anpassungen an den jeweils herrschenden Zeitgeschmack eingesetzt, in bestimmten Ausprägungen durchaus der gezielten Einflussnahme oder sogar Manipulation dienten. Da sich bekanntermaßen kindliches Musikerleben in äußerster Intensität vollzieht, ist die Wirkung umso tiefgreifender, je eindringlicher die Musik speziell für diese Altersgruppe gestaltet ist. Die neue Kinderschallplatte wird daher als äußerst wirksames Transportmittel mit großer Langzeitwirkung der politischen Liedinhalte benutzt. Auf diese Weise wird auch die Produktion neuer Kinderlieder in der DDR im Sinne der SED-Parteidoktrin instrumentalisiert. Auszunehmen sind hiervon jedoch Kinderlied-Produktionen, verstärkt seit den 1980er Jahren, die sich im politischen Freiraum bewegen. Leicht kann übersehen werden, dass es in der DDR auch eine Kinderlied-Produktion von nicht geringem Umfang gab, die das Kind sozusagen als »privates Wesen« sah, das Träume und auch Kümmernisse ganz persönlicher Art hatte, das Puppen, Tiere, Blumen und dgl. mehr liebte und gern ohne »staatlichen Auftrag« fröhlich und ausgelassen war. Im Bewusstsein der emotionalen Wirkungen des Musikhörens sollten die Liedeinspielungen die Kinder nicht nur ansprechen, sondern auch motivieren, die Lieder selbst zu singen. Die erzieherischen Absichten waren eindeutig definiert. In den Erläuterungen zu einer »Stoffeinheit« im Musikunterricht des dritten Schuljahres, in dem es um Pionierlieder geht, heißt es hierzu:
In Verbindung mit dem Singen der Pionierlieder hören die Schüler ein deutsches und ein sowjetisches Pionierlied von der Schallplatte. Nach einer kurzen Einführung in den Text der Lieder werden die Schüler durch mehrmalige Darbietung vor allem emotional angesprochen. Sie sollen den Wunsch verspüren, diese Lieder später selbst einmal zu singen (Lehrplanforderungen der Klasse 4). Beide Lieder sind geeignet, […] Orientierung der Schüler auf die Gebote der Jungpioniere zu verstärken. Unter Anwendung der im Lehrbuch abgedruckten Liedtexte und einiger Pioniergebote werden besonders die Erhaltung des Friedens, die Freundschaft mit den Kindern aller Länder und die Achtung der Symbole der Pionierorganisation hervorgehoben (Dittrich/Hoffmann 1970, S. 41).
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